Archiv 2020

Archiv 2020

An dieser Stelle finden Sie ausgewählte Berichte über von uns organisierte Veranstaltungen, Neuigkeiten und die Arbeit in Projekten im Jahr 2020

Straßenbauarbeiten und Corona-Beschränkungen: Umfrage zur Situation der Unternehmen am Steindamm

Welche Auswirkungen auf Unternehmen hat die Covid-19-Pandemie derzeit und vielleicht auch in der Zukunft? Und mit welchen Maßnahmen haben die Unternehmerinnen und Unternehmer darauf reagiert? Dazu befragten ASM-Mitarbeiter des Projektes „Aktivierung migrantischer Unternehmen am Steindamm für ein verantwortungsvolles Zusammenleben im öffentlichen Raum“ im Oktober 2020 Gewerbetreibende am Steindamm.

Die meisten der 20 Befragten äußerten, sie hätten bereits vor den angeordneten Kontaktbeschränkungen und Schließungen bereits Probleme durch die derzeitigen Umbaumaßnahmen am Steindamm gehabt. Dies bezog sich vor allem auf die Anlieferung von Waren. Dennoch gingen die Geschäfte vor der Pandemie gut. Diese Einschätzung gaben vor allen Gastronomiebetriebe ab.

Wie anderorts auch, verzeichnen die Lebensmittel-Einzelhändler vom Steindamm ein ununterbrochen gutes Geschäft. Einige ordern sogar mehr Ware bei ihren Lieferanten. Dagegen beklagten Reisebüros das Ausbleiben von Kundschaft. Ihnen fehlen auch die Buchungen für Pilgerfahrten. Alle Gewerbetreibenden hatten Schutzkonzepte entwickelt. Unter anderem setzen sie Plexiglasscheiben ein, desinfizieren ihre Werkzeuge und beschränken die sich im Geschäft gleichzeitig aufhaltende Anzahl von Kunden.

Um den finanziellen Schaden zu begrenzen, haben einige Unternehmerinnen und Unternehmer Zuschüsse aus den Förderprogrammen beantragt, andere wiederum Kurzarbeitergeld. Die Inanspruchnahme von Förderkrediten wurde nicht als gute Lösung für die Überwindung der finanziellen Schwierigkeiten erachtet. Dementsprechend gab keiner der 20 Befragten an, einen Kredit beantragt zu haben.


Große Verunsicherung hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung äußerten besonders Friseure und Reisebüros. Viele der Befragten schließen einen erneuten lockdown wie im Frühjahr nicht aus. Ein am Steindamm ansässiger Textil-Einzelhändler zog folgende Konsequenz aus der derzeitigen Situation: „Wir müssen uns mehr auf den Online-Handel konzentrieren.“

Statuskonferenz zu Ausbildungsprojekten des Bildungsministeriums:
ASM-Geschäftsführerin Marion Wartumjan stellt KAUSA-Servicestelle Hamburg vor


Die Ministerin für Bildung und Forschung verkündete die gute Nachricht gleich zum Auftakt der virtuellen Statuskonferenz JOBSTARTER plus am 6. und 7. Oktober 2020. Es werde mit dem Programm JOBSTARTER plus weitergehen, sagte Anja Karliczek.  In den vergangenen sechs Jahren wurden 230 Jobstarter plus-Projekte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Diese wiederum haben 22.000 kleine und mittlere Betriebe (KMU) dabei unterstützt, auszubilden. „Wir müssen noch mehr für die Attraktivität von Ausbildung werben und Ausbildungsplätze in KMU sichern“, sagte die Ministerin zu Beginn der zweitägigen Live Stream-Konferenz in Berlin. Um letzteres zu erreichen, sei es auch wichtig, die Ausbilder zu unterstützen.

Gemeinsam mit Studio-Gästen und zugeschalteten Teilnehmern diskutierte Karliczek in einer Podiumsrunde unter anderem über das Thema, wie die Berufsausbildung attraktiver gemacht werden könne. Seit geraumer Zeit sei ein Rückgang der Anzahl von Ausbildungsverträgen zu verzeichnen. Dieser lasse sich nicht nur auf den demographischen Wandel zurückführen. Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, riet, berufliche und akademische Bildung zusammen zu führen. Leistungsstarken Schulabgängern müsse die Angst genommen werden, dass sie mit einer dualen Ausbildung in einer Sackgasse landen. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Hans Peter Wollseifer betonte, es sei wichtig, „Klischees zu beseitigen und mehr Anerkennung für das Handwerk einzufordern.“ In zahlreichen Gewerken arbeitete das Handwerk heute schon digital und sei damit für junge Leute attraktiv.


Nach der Podiumsrunde folgten Fachforen, die die Teilnehmenden im Live Stream verfolgen und sich daran mit Fragen beteiligen konnten. Stellvertretend für die in jedem Bundesland tätigen KAUSA-Servicestellen gaben die KAUSA-Servicestellen Hamburg und Dortmund im Forum „Integration in Ausbildung“ Einblicke in ihre Arbeit. Marion Wartumjan, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V. (ASM), stellte als Erfolgsfaktor für die KAUSA-Servicestelle Hamburg die intensive Zusammenarbeit mit den Regelinstitutionen und die strukturelle Einbindung des Projektes heraus.

ASM nutze die Synenergieeffekte der unterschiedlichen Förderprogramme für die eigenen Zielgruppen. So werde beispielsweise die KAUSA-Servicestelle Hamburg von einem von der Hamburger Sozialbehörde finanzierten Projekt flankiert. Dieses mache es möglich, die wichtigen Akteure Eltern und migrantische Communities über das duale Ausbildungssystem zu informieren. Und durch das von der DOHLE Stiftung finanzierte Ausbildungscoaching und den ebenfalls bei ASM angesiedelten Azubistammtisch können die im KAUSA-Projekt vermittelten Jugendlichen individuell unterstützt werden, um das Ausbildungsziel zu erreichen.

Als wichtigstes Unterstützungsinstrument für die Zielgruppe - die von Migranten betriebenen KMU – hob Wartumjan die umfangreiche Beratung hervor. So konnten zwischen 2015 und 2020 mehr als 500 migrantische Unternehmen im Rahmen des Projektes zum Thema Ausbildung beraten werden. In Folge dessen konnten mehr als 650 Jugendliche in diese Betriebe in Ausbildung vermittelt werden.

René Leicht, ehemaliger Leiter des Forschungsbereichs "Neue Selbständigkeit" am Institut für Mittelstandsforschung (ifm) in Mannheim, untermauerte mit Zahlen, warum es sich lohne, KMU von migrantischen Inhabern zu unterstützen: „Vor 20 Jahren hatten 13 Prozent der Unternehmer einen Migrationshintergrund, heute sind es 20 Prozent.“ In absoluten Zahlen seien das 500.000 Unternehmer um das Jahr 2000 herum und aktuell 700.000 Unternehmer.

In einer Befragung des ifm unter Migrantenbetrieben wurde festgestellt, dass die Ausbildungsbeteiligung der migrantischen Betriebe in den letzten Jahren gestiegen ist. 18 Prozent der 4500 befragten KMU gaben an, mindestens einen Azubi zu haben. Bezüglich einheimischer Betriebe dagegen ist seit langen bekannt, dass viele nicht mehr als Ausbildungsbetriebe zur Verfügung stehen. Wenn man die Beschäftigungszahl berücksichtige, sei die Ausbildungsintensität gleich hoch wie die von einheimischen Betrieben, so Leicht.

Murat Koc von der bei der UBV e.V. angesiedelten KAUSA-Servicestelle Dortmund stellte die im Projekt entwickelte Ausbildungsmesse für von Migranten geführte KMU vor. Mit viel Geduld und einem Vorlauf von mindestens einem halben Jahr sei es gelungen, auch die von Migranten geführten Kleinstbetriebe für eine Präsentation auf der Messe zu gewinnen. Diese, so Koc, seien auf Ausbildungsmessen ansonsten kaum vertreten.

Am zweiten Tag der Konferenz, deren vier Fachforen erneut eine Podiumsdiskussion vorausging, konstatierten die Teilnehmenden, dass es um die duale Ausbildung nicht gut gestellt sei. „Die Ausbildungsbereitschaft und -beteiligung haben nachgelassen. Heute bilden noch ein Fünftel der Betriebe aus, vor ein paar Jahren war es noch ein Viertel“, so Prof. Dr. Dietmar Frommberger von der Universität Osnabrück. Dr. Volker Born vom Zentralverband des Deutschen Handwerks nannte eine Kostensteigerung von 70 Prozent in den letzten Jahren als eines der Hemmnisse für Ausbildung. KMU benötigten Unterstützungsstrukturen in Form eines externen Ausbildungsmanagements. Dies sei auch wichtig für die Qualität der Ausbildung.

Über die beklagen sich regelmäßig ein Drittel der jährlich vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) befragten Azubis. Zwar sagen rund 70 Prozent, dass sie zufrieden mit ihrer Ausbildung sind. Doch die Unzufriedenen kämen regelmäßig fast ausschließlich aus den Branchen Hotellerie, Gastronomie und Lebensmitteleinzelhandel, so Matthias Anbuhl vom DGB.   Dr. Kristin Körner vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt gab zu Bedenken, dass die Anforderungen an die Ausbilder durch eine Ausbildung anfangende Studienabbrecher und Migranten gestiegen seien. Ausbilder, so bekräftige auch Dr. Körner, müssen deshalb unterstützt werden. Auch in den abschließenden Foren des Tages betonten die meisten Redner die Notwendigkeit von ausbildungsbegleitenden Projekten – und begrüßten die Ankündigung von Ministerin Karliczek zur weiteren Förderung von entsprechenden Projekten.

Im Gedenken an einen engagierten Mitstreiter für die berufliche Integration: Rainer Aliochin


Am 24.September 2020 wäre unser langjähriger Kollege, der Geschäftsführer des AAU e.V. in Nürnberg, Rainer Aliochin, 55 Jahre alt geworden. Es war für uns ein Schock zu erfahren, dass Rainer am 23.Juli mitten aus dem Leben gerissen wurde. Wir trauern mit seiner Familie und mit seinem Team.

Der AAU war nach dem Vorbild unseres Vorgängers, der Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer, kurz ATU, gegründet worden. Ähnliche Aufgabenfelder und Rahmenbedingungen für unsere gemeinnützige Arbeit führten dazu, dass wir mit Rainer Aliochin in verschiedenen bundesweiten Gremien über mehr als 13 Jahre zusammenarbeiteten.

Seine umfangreichen Kenntnisse im Bereich der Existenzgründung von Migrantinnen und Migranten, seine zahlreichen Ideen und Projekte bereicherten jeden Austausch. Sein unermüdliches Engagement, migrantische Unternehmen für das System der dualen Ausbildung aufzuschließen, verdient auch bundesweit hohe Anerkennung. Mit Rainer verlieren wir eine Persönlichkeit jener Art, von der es heute immer weniger zu geben scheint: Hellwach, was das Lebensumfeld betrifft. Ausgestattet mit hoher fachlicher Expertise und gewonnenen Erfahrungen. Engagiert im Handeln und immer auch streitbar in der Sache. Er trug eine Haltung, die wir teilen: Ermöglichen statt Verhindern. So können ihm unendlich viele Menschen dankbar sein, weil er ihnen gemeinsam mit seinem engagierten Team schwer zugängliche berufliche Wege eröffnete.

Lieber Rainer, wir danken Dir für intensive Begegnungen, für viele kurze Gespräche jenseits des Programms, für kleine Scherze und aufmunternde Gesten am Rande des Arbeitsgeschehens. Wir werden Dich und das, was Du geleistet hast, nicht vergessen.


Marion Wartumjan

Geschäftsführung & Team ASM


 #unschubladisierbar - Ich pass in keine Schublade - Aktion zum Diversity Day 2020 am 26. Mai


„Wer lässt sich schon gern in eine Schublade stecken? Unternehmen schätzen verschiedene Menschen, Perspektiven, Fähigkeiten und Meinungen. Sie sind ein Gewinn. Sie machen uns reich“.

Azubis in Nöten: Spendenaktion für Ausbildungscoaching


2042,50 Euro von 23 Spendern brachte eine Wohnzimmerspendenaktion am 28.04.20 zugunsten des Ausbildungscoachings von ASM ein. Zudem wurden auf das Projektportal
betterplace.org selbst weitere 380 € für die Unterstützung und Begleitung von Auszubildenden eingezahlt. Damit stehen für das Ausbildungscoaching insgesamt 2.422,50 € zusätzlich zur Verfügung. Wir bedanken uns auch im Namen von Auszubildenden ganz herzlich bei allen Spendern! Azubis wie Omid und Kata haben durch uns den Weg in einen Ausbildungsbetrieb gefunden und gehören zu denen, die nun weitere Unterstützung erhalten können:
Omid ist Azubi im zweiten Ausbildungsjahr als Verkäufer. Der aus Afghanistan stammend junge Mann macht demnächst seinen Abschluss und braucht viel Unterstützung beim Lernen. Eine Nachhilfe wurde organisiert, kann aber aufgrund der Kontaktsperre nicht in Präsenzform stattfinden. Dank der Spenden erhöhen wir die Online-Coaching-Stunden, damit er erfolgreich die in diesem Jahr anstehende Abschlussprüfung besteht.

Kata aus Mazedonien ist im ersten Ausbildungsjahr zur Zahnmedizinischen Fachangestellten in einer Gemeinschaftspraxis. Sie startete gleich mit dem Berufsschulunterricht im E-Learning Verfahren und benötigt hier zusätzliche Unterstützung und Begleitung bei der Ausbildung. Der Umgang mit dem eigenständigen Erarbeiten von Lerninhalten stellt sie vor große Herausforderungen. Kata und ihre Familie haben aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit, auf digitale Geräte zuzugreifen. Sie kann deshalb keine Unterlagen ausdrucken und bearbeiten. Eine intensivere Begleitung beim Umgang mit E-Learning wird jetzt durch die Spende möglich.

Omid und Kata kamen übrigens mit einer Duldu
ng zu uns und haben inzwischen eine Aufenthaltserlaubnis.

  ++++ Hilfe dringend benötigt ++++ Hilfe dringend benötigt ++++ 
Corono-Krise: fatale Auswirkungen für Azubis

Einige Azubis mit Fluchthintergrund sind in der Corona-Krise nicht nur mit finanziellen Problemen konfrontiert, weil ihre Ausbildungsbetriebe für sie Kurzarbeit angemeldet haben, sondern sehen auch ihr Ziel, einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu erlangen, gefährdet. Für den ist in vielen Fällen eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung notwendig. Da sie seit Wochen keinen Präsenzunterricht an den Berufsschulen haben, entfallen das Lernen in Gruppen und die Unterstützung durch den Lehrer. Mit finanzieller Hilfe können sich diese Azubis Laptop und Drucker/Scanner kaufen und am digitalen Lernen teilnehmen.
Wenn Sie uns helfen wollen, Azubis in Nöten zu unterstützen:

betterplace.org

Gründerforum: Jungunternehmerinnen mit Zuwanderungsgeschichte berichten von ihrem Weg in die Selbstständigkeit

Unternehmensgründungen von Hamburgern mit Migrationshintergrund standen am 26. Februar 2020 im Fokus des ersten Gründerforums in 2020  in der Handelskammer Hamburg. Auf der von Kammer, dem Verein Unternehmer ohne Grenzen (UoG) und ASM im Rahmen des Projektes „Servicestelle Migrantenökonomie“ im IQ Netzwerk Hamburg gemeinsam vorbereiteten Veranstaltung erhielten Gründungs-interessierte Informationen und Tipps rund um die Themen Planung, Finanzierung und die ersten Schritte in der Selbstständigkeit. Vorgestellt wurde das Angebot der Handelskammer inklusive des monatlichen Sprechtags für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, das Hamburger Gründungsnetzwerk und der speziell für Neuzugewanderte und Migranten entwickelte Flyer „Gemeinsam für Hamburg“. Dort sind alle relevanten Partner mit ihrem Beratungs- und Unterstützungsangeboten auf dem Weg zum eigenen Unternehmen aufgeführt.

Infostand vor dem Veranstaltungsraum in der Handelskammer
Blick auf die Teilnehmenden durch die geöffnete Tür im Veranstaltungsraum

Im Anschluss interviewten die Referentinnen Katarzyna Rogacka-Michels von ASM und Petra Ehrhardt von UoG zwei Jungunternehmerinnen. Deren Schilderungen machten deutlich, dass gerade für Gründungswillige mit Zuwanderungsgeschichte Unterstützung bei der Bewältigung der behördlichen Hürden wichtig ist.

Im Gespräch mit ihrer Existenzgründungsberaterin Rogacka-Michels berichtete Sofia Dilya Laurent von ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Mit der Gründung von „Heimatlicht“, einem Träger der Familienhilfe, ging für die gebürtige Usbekin ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Die Sozialpädagogin hatte das Konzept ihres Trägers eigenständig erstellt und bei den Feinarbeiten am Gründungskonzept Unterstützung von ASM im IQ Projekt „Servicestelle Migrantenökonomie“ erhalten. In die Gastronomiebranche verschlug es die Gründerin Mónica Orjeda, die aus Peru stammt. Im Interview mit Ehrhardt erzählt die Betreiberin von „Bodega Lima“, wie es ihr gelang, mit Unterstützung von UoG die Klippen Businessplan und gewerbliche Vorschriften zu meistern.

Neue Arbeitshilfe „Betriebe für die Ausbildung gewinnen“


Wie kann man Betriebe, die nicht (mehr) ausbilden, für die Ausbildung gewinnen? Die Arbeitshilfe „Betriebe für die Ausbildung gewinnen“ vom Bundesinstitut für Berufsbildung gibt Tipps und zeigt in zahlreichen Praxisbeispielen auf, wie Betriebe für die Ausbildung fit werden und auf dem Weg zum Ausbildungsbetrieb unterstützt werden können. Die einzelnen Kapitel bieten dabei die wichtigsten Informationen, um Betriebe für Ausbildung zu motivieren und sie auf dem Weg in die Ausbildung zu begleiten – angefangen mit guten Gründen für die Ausbildung, über die Voraussetzungen, um auszubilden zu können, bis hin zu den Rechten und Pflichten der Ausbildungsbetriebe. Wer konkrete Handlungs-empfehlungen sucht, findet in den Praxisbeispielen eine Auswahl an Maßnahmen und Lösungsansätzen, um kleine und mittlere Unternehmen zu unterstützen.

Die Publikation können Sie online unter https://www.jobstarter.de/arbeitshilfe-betriebe lesen oder als PDF abrufen: https://www.jobstarter.de/arbeitshilfe-betriebe-pdf.

Welcher kfw-Förderkredit passt zu meinem Unternehmen?


Katarzyna Rogacka-Michels , Gründungsberaterin und Projektleiterin bei ASM e.V., im Gespräch mit Ingo Uecker, Sparkassenbetriebswirt bei der Haspa im Unternehmensbereich Mittelstand/StartUp-Center, über die unterschiedlichen Förderkredite und die notwendigen Informationen für die Antragstellung.

Katarzyna Rogacka-Michels (KRM): Herr Uecker, der kfw-Schnellkredit für Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern ist da. Und? Kann man den Kredit bei Ihnen, bei der Haspa, schon beantragen?

Ingo Uecker (IU): Leider noch nicht, da wir als Bank noch keinen Zugang zum System der kfw haben. Das heißt, rein technisch ist es noch nicht möglich. Wir gehen davon aus, dass dies ab dem 22.4. möglich sein wird.

KRM: Welche Unterlagen braucht man für den Antrag?

IU: Final ist es das noch nicht entschieden. Wir orientieren uns an dem Merkblatt sowie den Ergänzenden Angaben zum Antrag kfw-Schnellkredit 2020. In diesem Fall zum Programm 78 des kfw-Vordrucks. Die Erleichterung bei dem Kredit grundsätzlich ist, dass es keine Risikoprüfung der Bank gibt und der Antragsteller selbst Informationen und Daten zum Unternehmen bestätigt im Teil A. Im Teil B, ab der 5. Seite, muss die Bank/das Kreditinstitut bestätigen, wie hoch die Anzahl der Mitarbeitenden und der Jahresumsatz sind, Angaben zur Gewinnermittlung sowie zum Schufa-Eintrag machen. Dies bedeutet für uns als Kreditinstitut, dass wir eine Grundlage dafür benötigen und uns auf die Bestätigung des Steuerberaters berufen werden. Auch bei diesem Kredit gilt, dass man in den Jahren 2017 bis 2019 oder 2019 einen Gewinn erzielt haben muss.

KRM: Einige Unternehmen beklagen, dass bei diesem kfw-Schnellkredit der Zinssatz ziemlich hoch sei, 3% - vor allem im Vergleich mit anderen kfw-Krediten. Würden Sie den Unternehmen einen anderen kfw-Kredit empfehlen?

IU: Der Zinssatz ist so oder so sehr gut. Das halte ich nicht für entscheidend. In erster Linie würde ich gucken, welches Programm passt für mein Unternehmen. Hier gibt es bei den kfw-Krediten klare Kriterien, die ich durchgehen würde. Ist mein Unternehmen 5 Jahre alt oder älter? Bei Unternehmen über 5 Jahre auf dem Markt kommt das Kreditprogramm 37, kfw-Unternehmerkredit, in Frage. Bei jüngeren Unternehmen greift das Programm 73, ERP-Gründerkredit – Universell. Hier ist zu beachten, ob mein Unternehmen 3 Jahre aktiv auf dem Markt war und zum 31.1.2019 keine finanziellen Schwierigkeiten hatte, also einen Gewinn verzeichnete. Bei beiden Kreditprogrammen ist der reduzierte Zinssatz 1,00 - 2,12% p.a. Und dann gibt es das Sonderprogramm ab 25 Mio. Euro für große Unternehmen. Für Existenzgründer und junge Unternehmen gibt es noch das kfw-Startgeld, Kreditprogramm 67, das bis 100.000 Euro mit 1,56 % Jahreszins zur Verfügung steht.

KRM: Welche Kreditmöglichkeiten haben Unternehmen, die in keine Kategorie passen? Die z.B. erst seit 2 Jahren auf dem Markt sind und weniger als 10 Mitarbeiter haben?

IU: In Hamburg hoffen wir, dass der Hamburg-Kredit Liquidität (HKL) diese Lücke schließen wird. Zurzeit dauert es etwas, aber somit können wir die Erfahrung machen, wie die aktuellen Programme greifen und wo der Bedarf darüber hinaus besteht. Vor allem für die Gastronomie hoffen wir, dass der Kredit gute Unterstützung leisten wird.

KRM: Wie ist die Kreditvergabe bei der HASPA bei Neugründungen oder Betriebsübernahmen, die geplant wurden und jetzt anstehen? Ein Kunde berichtete, dass er Gespräche geführt hatte, die Übernahme vor der Tür steht und er jetzt doch keine Zusage bekommt.

IU: Zuerst kümmern wir uns um Bestandskunden und die Liquiditätssicherung in der Corona-Krise. In dem Beispiel wird deutlich: Gespräche mit der Bank führen bedeutet nicht, dass       an die Zusage in der Tasche hat. Wichtig ist in Fällen bei Gründungen und Übernahmen, dass man die Maßnahme erst      startet, wenn die Zusage der Bank vorliegt. Also, wenn ich im      Mai die Übernahme starten möchte und schon vorher Aktivitäten unternehme, aber keine Zusage der Bank habe, ist dies ein unternehmerisches Risiko, dass durch die Bank nicht abgesichert ist.
Wir versuchen die Kunden für dieses Vorgehen zu sensibilisieren - mit unterschiedlichem Erfolg. Zuerst also das OK der Bank, erst dann Maßnahmen starten!

Das Gespräch führten wir am 16.4.2020

Sparkassenbetriebswirt Ingo Uecker
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