Archiv 2019

Archiv 2019
An dieser Stelle finden Sie ausgewählte Berichte über von uns organisierte Veranstaltungen und die Arbeit in Projekten im Jahr 2019.
Ausstellung von ASM über Vielfalt und Wirtschaftskraft des Steindamms eröffnet
In die Haspa-Filiale am Steindamm hatte die Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V. (ASM) am 2. November 2019 geladen. Nach Kassenschluss präsentierte der Verein die Fotoausstellung „Mein Unternehmen – Mein Steindamm – Mein Sankt Georg“, die Rahmen des Projektes „Aktivierung migrantischer Unternehmen am Steindamm für ein verantwortungsvolles Zusammenleben im öffentlichen Raum“ entstanden ist. In der Ausstellung berichten 14 Gewerbetreibende vom Steindamm kurz und prägnant, was sie an dem lebhaften Standort in der City schätzen und beschreiben ihre Angebote. Haspa-Filialleiter Steffen Börms begrüßte die Gäste und nannte die Ausstellung „eine gute Gelegenheit, den Steindamm in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken“.

ASM-Geschäftsführerin Marion Wartumjan hatte die Idee zu der Ausstellung. „Wir wollen die wirtschaftliche Kraft des Steindamms zeigen“, so Wartumjan vor den rund 40 Gästen, darunter zahlreiche Unternehmer aus Sankt Georg. Mehr als 70 Gespräche hat das Projektteam im zu Ende gehenden Jahr mit den dort ansässigen Geschäftsleuten geführt und sowohl Probleme als auch Lösungsmöglichkeiten an das Bezirksamt-Mitte zurückgespiegelt. Das Projekt wird seit Anfang des Jahres aus Mitteln des Quartiersfonds vom Bezirksamt Hamburg-Mitte gefördert.

Eine „orientalische Perle“ nennt Michael Koglin den Steindamm. Der Journalist hat die Unternehmen am Steindamm ausführlich interviewt. Die Porträt-Aufnahmen stammen von der Fotografin Anna Koglin. Beide attestieren dem Standort eine erstaunliche Entwicklung, die von der Öffentlichkeit und den Medien noch nicht wahrgenommen werde. Ein Beleg dafür ist die mit Unterstützung von ASM erfolgte Gründung der Unternehmergemeinschaft Steindamm (UGS) in 2019.

„Der Verein soll das erreichen, was über Jahre versäumt wurde“, sagte Hanifi Toprak, der Erste Vorsitzende der UGS. Toprak weiter: „Endlich haben wir eine Stimme der Gewerbetreibenden am Steindamm.“ Der Inhaber des Restaurants „Batman“ dankte Marion Wartumjan und dem Quartiersmanager Wolfgang Schüler von der IG Steindamm für die Zusammenarbeit und die vernetzenden Aktivitäten. Nach den Reden kamen die Gäste beim Betrachten der Ausstellungsplakate und bei dezenter musikalischer Untermalung der „Oriental Band Hamburg“ miteinander ins Gespräch.
Netzwerktreffen bei ASM stärkt Gründerinnen mit Migrationshintergrund

„Wir wollen Frauen stärken, sie miteinander vernetzen und Lösungen finden, dass Frauen mehr und intensiver in die Selbstständigkeit gehen“, so Existenzgründungsberaterin Katarzyna Rogacka-Michels bei der Begrüßung der Teilnehmerinnen am Netzwerktreffen bei ASM am 20. November 2019. 23 Frauen waren der Einladung des Vereins aus Anlass der Gründerwoche Deutschland 2019 gefolgt. In der Vernetzung lägen Chancen, Frauen sichtbarer zu machen, sagte ASM-Geschäftsführerin Marion Wartumjan.

Zwei Unternehmerinnen berichteten den Teilnehmerinnen anschließend von ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Die Journalistin Binet Ibrahim  aus Äthiopien konnte wegen der Erziehung ihrer vier Kinder einige Jahre nicht arbeiten. „Wenn ich gekocht habe, habe ich oft die Rückmeldung bekommen, dass ich ein Restaurant aufmachen sollte.“ Sie ließ sich von Rogacka-Michels beraten und gründete „Habesha Catering“. In ihrer Küche und im Wohnzimmer begann sie Catering-Aufträge zu bearbeiten, wie sie lachend erzählt. Vor kurzem hat sie den Mietvertrag für ein Restaurant unterschrieben. Ihr Rat an die anwesenden Gründerinnen und Jung-Unternehmerinnen: „Man muss mit dem Herzen dabei sein. Das macht alles leichter.“

Auf langjährige Erfahrung als Unternehmerin kann Tülay Bozan zurückblicken. Vor 26 Jahre gründete die gebürtige Türkin ihren Frisörsalon „Coiffeur Tülay“  im Hamburger Stadtteil Lurup. „Ich wollte Verantwortung für mich übernehmen. Wenn ich heute zurück denke, bin ich froh, dass ich es gemacht habe“, so die gelernte Frisörin, die diverse Fortbildungen absolvierte. Sie erinnert daran, dass es vor 26 Jahren sehr schwer gewesen sei, sich als Frau selbstständig zu machen. Trotz ihrer drei Kinder habe sie damals den Meister geschafft. Bozan: „Nehmen Sie sich ein halbes Jahr Zeit. Das ist sehr wichtig. Sie müssen auch genug Geld auf der Seite haben, um die Ausgaben zu decken. Und Werbung ist das A und O.“

Nach diesen eindrucksvollen Statements der beiden Unternehmerinnen folgte der wichtigste Teil des Abends - die Vernetzung. Und davon machten die Teilnehmerinnen regen Gebrauch: Überall an den Tischen wurden Visitenkarten ebenso ausgetauscht wie die im Gründungsprozess gemachten Erfahrungen.
Geballte Fachkompetenz: Tagung des Fachforums Migrantenökonomie in Hamburg

Vom 14. bis 15. November 2019 haben die Mitglieder des Fachforums Migrantenökonomie des bundesweiten IQ Netzwerks in Hamburg getagt. Die 30 Teilnehmenden beschäftigten sich mit den Themen „Fachkräfteentwicklung in migrantischen Unternehmen“ und „Rahmenbedingun-gen zur Existenzgründung und Unternehmenssicherung“. ASM hatte das in der fachlichen Verantwortung der IQ Fachstelle Migrantenökonomie liegende Fachforum inhaltlich mit vorbereitet und organisiert.
Am ersten Tag standen für die Teilnehmenden Besuche in der Hamburgischen Investitions- und Förderbank und bei Novum Hospitality, der unternehmenseigenen Fortbildungsakademie der von Migranten geführten Novum-Hotel-Gruppe, auf dem Programm.  Am zweiten Tag tagte die Gruppe in der Handelskammer Hamburg. Dort wurde sie von der Fachgruppe „Förderung der Migrantenwirtschaft“ im Fördernetzwerk Hamburg über die von ihr erarbeiteten Kernaussagen und Handlungsempfehlungen zur Migrantenökonomie  informiert.
Die Staatsministerin mit den Teilnehmerinnen           Sofia Dilya Laurent,  Annette Widmann-Mauz,               Katarzyna Rogacka-Michels im
Fotos: Integrationsbeauftragte / Coddou                       Katarzyna Rogacka-Michels, Gülcan Aydin (v.l.n.r.)       Gespräch mit  Annette Widmann-Mauz
Unternehmerinnen-Lunch im Bundeskanzleramt
 ASM mit Hamburger Unternehmerin und Gründerinnen eingeladen

Zum Unternehmerinnen-Lunch hatte die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration Annette Widmann-Mauz am 20. September 2019 eingeladen. Mit der Einladung ins Bundeskanzleramt wollte die Staatsministerin erfolgreiche Unternehmerinnen mit Einwanderungs- und Fluchtgeschichte sichtbar machen. 25 Unternehmerinnen und Gründerinnen sowie zehn Vertreterinnen aus diversen Institutionen aus ganz Deutschland waren gekommen, um sich über die Hürden auf dem Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen auszutauschen sowie positive Beispiele von erfolgreichen Unternehmerinnen aufzuzeigen.

Auch ASM hatte eine Einladung erhalten und so kam es, dass Gründungsberaterin Katarzyna Rogacka-Michels mit der Unternehmerin Gülcan Aydin (Porträt siehe unten) sowie den Gründerinnen Sofia Dilya Laurent (Porträt siehe unten) und Michele Munzel nach Berlin fuhr. Laurent und Munzel werden derzeit von Rogacka-Michels im Rahmen des IQ-Projektes Servicestelle Migrantenökonomie bei ihren Gründungsvorhaben begleitet.

Nach der Eröffnung und Begrüßung durch Widmann-Mauz berichteten drei Unternehmerinnen über ihre Motivation für den Schritt in die Selbstständigkeit und über den Weg dahin. Es waren persönliche, berührende und bewegende Beispiele, die Mut machten, an sich zu glauben, die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten wahrzunehmen und das Wagnis Selbstständigkeit anzugehen. Während der Gespräche wurde ein Drei-Gänge-Menü von einer Unternehmerin mit Fluchtgeschichte serviert.

Die Staatsministerin versuchte die Hürden auf dem Weg zur Unternehmensgründung herauszukristallisieren und machte am Ende der Veranstaltung vier Hürden aus: Finanzierungsschwierigkeiten/erschwerter Zugang zu Krediten, sprachliche Hürden, Bürokratie und einen schweren Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft für ausländische Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Gäste aus Hamburg nutzten die Gelegenheit zum Austausch mit den anderen Unternehmerinnen und Gründerinnen. Sie brachten sich mit Anregungen und Ideen für Bedarfe ein.
Ermutigt durch Vorbilder:
Gründerin Sofia Dilya Laurent


Sofia Dilya Laurent möchte Menschen unterstützen, die in ihrer neuen Heimat Deutschland aufgrund der kulturellen Unterschiede nicht reibungslos angekommen sind. Sie plant, Eltern und ihren Kindern Hilfsangebote zu machen, damit diese Konflikte bewältigen können. Jetzt steht sie kurz vorm Ziel, sich im Bereich Familienhilfe selbstständig zu machen. Bereits seit 2011 trägt sie sich immer mal wieder mit dem Gedanken an eine Selbstständigkeit. Im April 2019 beginnt sie dann damit, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Bald wird ihr klar, dass Sie für die Feinheiten bei der Erstellung des Gründungs-konzepts Unterstützung gebrauchen könnte. Bei ihrer Recherche im Internet stößt die 36-Jährige auf ASM und arbeitet zurzeit mit Gründungsberaterin Katarzyna Rogacka-Michels an den letzten Feinheiten des Konzepts.

Im Alter von 19 Jahren war Laurent aus Usbekistan als Au-pair nach Schleswig-Holstein gekommen. „Ich konnte damals kein Deutsch und habe das zunächst durch die Kinder gelernt“, so die Existenzgründerin. In ihrem Herkunftsland hatte sie das Abitur gemacht und anschließend ein Jura-Studium-Kolleg besucht, das zu einem einer Rechtsanwaltsgehilfin ähnlichen Abschluss führt. In Deutschland wurde ihr dafür ein Realschulabschluss anerkannt. Davon ließ sich Laurent jedoch nicht entmutigen, absolvierte ein freiwilliges soziales Jahr, belegte einen Sprachkurs, besuchte dann das Studienkolleg in Kiel, um die Zulassung zum Fachhochschulstudium zu erhalten, und begann anschließend Sozialpädagogik zu studieren.

Laurent: „Ich musste alles selbst finanzieren, hatte mehrere Jobs“, erinnert sie sich. Nicht zuletzt das Vertrauen ihres Vaters in sie hat ihr durch die harte Zeit ihres Studiums geholfen: „Der hat mich immer motiviert und mir gesagt, dass ich an mich glauben soll.“ Ihr Vater hatte selbst Schwierigkeiten überwinden müssen, bevor er sich als Arzt mit einer Privatklinik in Usbekistan selbstständig machen konnte. Laurent: „Er war ehrgeizig und hatte keine Angst, deshalb war er ein Vorbild für mich.“

Nach ihrem Abschluss als Diplom-Sozialpädagogin sammelte sie mehrere Jahre Berufserfahrung, unter anderem bei einem Träger der Familien- und Jugendhilfe. Dort fand sie ein weiteres Vorbild in dem irakischstämmigen Geschäftsführer: „Der ist auch nicht in Deutschlandaufgewachsen und ist hier trotzdem sehr erfolgreich.       Ich habe mir gedacht, wenn der das schafft, schaffe ich es auch.“




Mit  ihren Sprachkenntnissen und ihrem Wissen über kulturelle  Hintergründe – Laurent spricht neben Deutsch Turkmenisch, Usbekisch, Türkisch, Russisch und Tadschikisch – ist sie prädestiniert dafür, Familien in Krisensituationen zu unterstützen, die Wurzeln in Zentralasien haben. Die leidenschaftliche Bauchtanz- und Salsa-Tänzerin wünscht sich jedoch, vom Jugendamt auch deutsche Familien zugewiesen zu bekommen. Bevor es so weit ist, müssen noch einige Zulassungs-formalitäten erledigt werden. Doch der Firmenname steht schon fest: „Ich werde meine Firma ‚Heimatlicht‘ nennen, denn Hamburg ist jetzt meine Heimat, hier fühle ich mich zu Hause und Licht steht ja auch für etwas Positives."
Chefin von 20 Mitarbeitern: Gülcan Aydin, Gründerin von „Anna’s Tagesbetreuung“

Ein Schicksalsschlag in der Familie war der Anlass für die Gründung des Unternehmens „Anna’s Tagesbetreuung“. 2007 erlitt der Schwiegervater von Firmengründerin Gülcan Aydin einen Schlaganfall. „Wir wollten ihn nicht ins Pflegeheim geben, konnten aber auch keinen Tagesdienst finden, der ihn holt und bringt“, erinnert sich die gelernte Krankenschwester. So kam ihr die Idee, sich mit einer Tagesbetreuung selbstständig zu machen, die einen Hol- und Bringservice anbietet. 2011 setzte sie den Gedanken in die Tat um. 
Zwar starb ihr Schwiegervater kurz vor der Eröffnung, doch seitdem finden bis zu 30 betreuungsbedürftige Menschen ein neues Zuhause bei „Anna’s Tagesbetreuung“. Zuvor hatte die Mutter zweier erwachsener Söhne im Alter von 24 und 29 Jahren sieben Jahre lang einen ambulanten Pflegedienst geleitet.
Die Anfänge waren alles andere als leicht, da Menschen vieler Kulturen es kategorisch ausschließen, ein Familienmitglied außerhalb der Familie in Betreuung zu geben. „Vor acht Jahren hatte ich Schwierigkeiten, Kunden zu gewinnen“, erinnert sich Aydin. „Doch langsam haben alle eingesehen, dass es nicht anders als mit fremder Unterstützung geht, denn von einem Gehalt kann man hier nicht leben.“ Aydins Gehalt selbst war die ersten vier, fünf Jahre äußerst bescheiden. „Ich habe mich gefragt, ob das überhaupt noch klappen wird.“ Doch das hat es.
Elf Teilzeit- und sechs Vollzeitkräfte beschäftigt die Unternehmerin in Oststeinbek mittlerweile. Und für jeweils einen Azubi in den Bereichen „Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen“, „Altenpfleger/-in“ und „Altenpflegehelfer/-in“ ist „Anna’s Tagesbetreuung“ Ausbildungsstätte. War Aydin, die mit 16 Jahren aus der Türkei gekommen ist, in den ersten Jahren noch voll und ganz mit ins Tagesgeschäft eingebunden bzw. „Mädchen für alles“, wie sie es nennt, so konzentriert sie sich inzwischen zunehmend auf das Controlling. Aydin: „Ich gebe langsam ab, lerne loszulassen.“ Vielleicht bleibt dann demnächst auch mehr Zeit für die geliebten Spaziergänge um den Öjendorfer See und das zweijährige Enkelkind.
50 Jahre deutsch-israelisches Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsausbildung
ASM-Geschäftsführerin nimmt am zweitägigen Festakt in Berlin teil

Die Berufsausbildung in Israel und Deutschland steht durch technische, wirtschaftliche und demografische Entwicklungen vor ähnlichen Herausforderungen. Durch die Kooperation beider Länder im „Deutsch-Israelischen Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung“ sollen Impulse zu deren Weiterentwicklung gegeben werden. Am 9. und 10. September wurde das 50-jährige Jubiläum des Programms mit zwei Festakten und prominenten politischen Gästen in Berlin gefeiert.

Nach einem Galadinner am Eröffnungstag folgte am Tag darauf die Fachkonferenz, die mit einer Rede der Bundesbildungsministerin eröffnet wurde. Ministerin Anja Karliczek hob darin hervor, dass die deutsch-israelische Berufsbildungskooperation verlässliche Brücken zwischen Deutschland und Israel gebaut habe. Auch ASM-Geschäftsführerin Marion Wartumjan war mit einem Redebeitrag im Programmteil vertreten. Vor den rund 100 Gästen, darunter Abgeordnete des Deutschen Bundestages, betonte sie den Mehrwert der bilateralen Seminare im Gastland: „Die Gelegenheit, in einem interkulturellen Kontext zu diskutieren, macht einem die spezifischen Gegebenheiten und die beschränkte Gültigkeit der eigenen Annahmen bewusst. Die intensiven mehrtägigen Austausche mit Experten aus beiden Ländern sind fruchtbar und haben nachhaltige Auswirkungen auf die eigene, berufliche Tätigkeit.“

Im Jahr 2017 hatte die Geschäftsführerin von ASM auf Einladung des BMBF und des BiBB zusammen mit Praktikern und Vertretern der Ministerien beider Länder an einem dreitägigen Seminar in Tel Aviv teilgenommen. Die Teilnehmer beschäftigten sich dort mit Konzepten und Good-Practice-Projekten beider Länder zu den thematischen Schwerpunkten Spracherwerb und Berufsvorbereitung sowie Beratung und Begleitung von Zugewanderten, Geflüchteten und benachteiligten Gruppen. Sie identifizierten Erfolgsfaktoren für Problemlagen und erlebten pragmatische und flexible Handlungsansätze verschiedener Einrichtungen für diese Zielgruppen. Im Rahmen des Seminars konnte Wartumjan auch die Arbeit des bei ASM angesiedelten Projektes „KAUSA-Servicestelle Hamburg“ vorstellen.
Mehrmals bereits hat die ASM-Geschäftsführerin das Land zu Studienzwecken bereist. „Auch, wenn die Voraussetzungen und Hintergründe für die Berufsausbildung in Deutschland und Israel unterschiedlich sind, können wir dennoch voneinander lernen, indem wir die Erfolgsfaktoren betrachten“, so Wartumjan.

Bereits 1969, vier Jahre nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern, wurde das Deutsch-Israelische Programm zur Zusammenarbeit in der Berufsbildung ins Leben gerufen. Mehr als 2300 Personen, darunter auch Auszubildende, haben bisher an dem Austausch teilgenommen.
Ausgezeichnete Fachkraft: Ehsan Nowroosi vom ASM-Ausbildungsbetrieb Jaipur

Ehsan Nowroosi ist der diesjährige Jahrgangsbeste in seiner Branche. Bei der Freisprechungsfeier für die gastgewerblichen Berufe im Hotel Grand Elysée am 27. Juni wurde die Fachkraft im Gastgewerbe für seine guten Leistungen in der Abschlussprüfung ausgezeichnet. Seine zweijährige Ausbildung hat der 24-Jährige im Restaurant Jaipur, einem langjährigen Ausbildungsbetrieb von ASM, absolviert.  Der aus Afghanistan stammende Nowroosi hatte sich an die KAUSA-Servicestelle Ausbildung gewandt, als er nach dem Absolvieren von Sprach- und Berufsorientierungskursen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gewesen ist.

Mit einem Gesamtergebnis von 94 % punktet Nowroosi aus der in einen mündlichen, einen schriftlichen und einen praktischen Teil unterteilten Abschlussprüfung. Dem Zufall hat der Ende 2015 mit seiner Familie nach Deutschland gekommene junge Mann dabei nichts überlassen: „Ich habe vor der Prüfung jeden Tag ein bis zwei Stunden zu Hause gelernt.“  Das Preisgeld aus dem mit 300 Euro dotierten Förderpreis hat Nowroosi bereits in einen Sprachkurs investiert. „Ich hatte die B2-Prüfung nach dem ersten Kurs nicht bestanden, beim zweiten Mal hat es dann geklappt.“

Ursprünglich hatte der ehemalige  Auszubildende der Gastrobranche nach seiner Ausbildung den Rücken kehren wollen. Aber bereits nach zwei Wochen als angehender Lokführer bei der Deutschen Bahn warf er das Handtuch: „Das war mir zu stressig.“ Nowroosi plant nun, ein bis zwei Jahre in seinem erlernten Beruf zu arbeiten und sich danach zusammen mit seinem Bruder selbstständig zu machen. Dabei denkt er an die Eröffnung einer Bäckerei oder eines Backshops.


„Ehsan war ein sehr guter Auszubildender. Ich bin stolz auf ihn, dass er die Auszeichnung erhalten hat“, sagt seine Ausbilderin Mercy Attipetty.  Seit 23 Jahren betreibt sie zusammen mit ihrem Mann Paul im Stadtteil Uhlenhorst das Restaurant mit indischer Küche.  Seit 2007 ist das Jaipur Ausbildungsbetrieb und wird in allen Angelegenheiten rund um die Ausbildung von ASM betreut. Es wird keine leichte Aufgabe, für das Jaipur einen Nachfolger zu finden, der die großen Fußstapfen von Nowroosi ausfüllt.
Orient in Hamburg: Befragung der Unternehmer vom Steindamm gibt Aufschluss über Probleme und Entwicklungsmöglichkeiten des Standorts

Der Steindamm ist häufig Gegenstand medialer Berichterstattung. Meist geht es dabei um Missstände in der Geschäftsstraße. Aber wie sehen die Unternehmer selbst ihr Viertel? Welche Veränderungen haben sie beobachtet und was wünschen sie sich, damit sich der Steindamm positiv entwickelt bzw. was können sie vielleicht selbst zu einem positiven Wandel beitragen? Diese und andere Fragen haben die Mitarbeiter des Projektes „Aktivierung migrantischer Unternehmen am Steindamm für ein verantwortungsvolles Zusammenleben im öffentlichen Raum“ mit ansässigen Betriebsinhabern besprochen. Die Interviews und erste Vernetzungsaktivitäten der Unternehmer untereinander bilden den Auftakt zu weiteren Schritten wie individuellen Coachings und gezielter Verweisberatung in Qualifizierungsmaßnahmen.

Der überwiegende Teil der befragten Unternehmer mit Migrationshintergrund sieht den größten Handlungsbedarf in einer Verbesserung der Sicherheitslage und der Hygiene sowie beim Kampf gegen den Müll. Häufig werden Diebstähle, Drogenkonsum und vereinzelt auch organsiertes Betteln als Standortnachteile genannt. Viele der befragten Geschäftsleute haben sich bereit erklärt, bei einem derzeit im Aufbau befindlichen Unternehmernetzwerk mitzuwirken. Eines der Ziele des Netzwerkes ist es, die Identifizierung mit dem Viertel, in dem viele der dort Selbstständigen nicht wohnen, sondern lediglich ihr Geschäft betreiben, zu erhöhen. Ein weiteres Ziel ist es, herauszufinden, was jedes Unternehmen selbst zur Verbesserung des Erscheinungsbildes des Steindamms beitragen kann.

Erste Ideen zur Erhöhung der Attraktivität kamen bereits bei der Befragung zu Tage. So planen einige Unternehmer Renovierungsarbeiten, wollen ihrem Geschäft „ein neues Gesicht geben“, andere planen, ihren Service zu verbessern. Auch Visionen für die Entwicklung des Steindamms gibt es. Vielleicht könnte sich das Viertel zu einer positiven Marke „Orient in Hamburg“ weiterentwickeln. Bis zu einer Image-Verbesserung ist es noch ein langer Weg, auf dem ASM-Mitarbeiter die Unternehmer durch die Förderung des Bezirks Hamburg-Mitte in diesem Jahr tatkräftig unterstützen.
Der Steindamm vor der Neugestaltung, mit der bereits am anderen Ende begonnen wurde. Foto: ASM
Neue Ideen für die Nachwuchsgewinnung- Unternehmerstammtisch Ausbildung am 2.4.2019

Nachwuchs ist knapp geworden in manchen Branchen, und die Erwartungen der jungen Menschen an die Ausbildungsbetriebe sind gestiegen. Bei den Unternehmen hat deshalb ein Umdenken begonnen. Das zeigte sich am 2. April 2019 beim Unternehmerstammtisch Ausbildung in der Masala Lounge am Hansaplatz.

Die dort vertretenen Inhaberinnen und Inhaber von KMU waren sich einig, dass auch die Verbindlichkeit von Terminen und Vereinbarungen bei den Jugendlichen abgenommen habe, Absagen häufig sehr kurzfristig eingingen. Viele der Unternehmerinnen und Unternehmer bestätigten, sie hätten Probleme, Auszubildende für ihren Betrieb zu gewinnen. Um diesem Trend etwas entgegen zu setzen, empfahl Sabine Glissmann vom Quality Hotel Ambassador Hamburg, aktives Ausbildungsmarketing zu betreiben. Sie riet zu eigenen Veranstaltungen und zur Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit.

Waren die Bemühungen um potentielle Bewerber erfolgreich und ein junger Mensch zeigt Interesse an einer Ausbildung, muss er beim Gastgeber des April-Stammtisches, dem Gastronomen Sagar Ghai,  nur noch eine letzte Hürde nehmen: „Ich lasse die Interessenten erst einmal für zwei bis drei Monate ein Praktikum machen, denn die Chemie muss stimmen.“ Teilnehmende aus der Hotel- und Gaststättenbranche sprachen auch die Möglichkeit an, jungen Müttern zuzusagen, sie nicht für Arbeitseinsätze an Abenden einzuteilen, so wie es in einigen Betrieben schon praktiziert wird. Neue Ideen, so wurde an dem Abend deutlich, sind gefragt, im Wettbewerb der KMU untereinander und mit Großunternehmen um den begehrten Nachwuchs.













ASM Projektleiterin Arzu Pehlivan moderierte den
Ausbildungsstammtisch am Steindamm. Foto: ASM e.V. 
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